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BR Story: Zwei Jahre Zerreißprobe · Russlanddeutsche und der Ukrainekrieg

vom 18.09.2024

BR Story: Zwei Jahre Zerreißprobe · Russlanddeutsche und der UkrainekriegHier klicken um das Video abzuspielen
Im Frühjahr 2022 wurde im Würzburger Stadtteil Heuchelhof das "Z"-Symbol an die Gethsemane-Kirche geschmiert - das russische Kriegssymbol. Für viele der Bewohner des Viertels ein Schock und für den BR der Startschuss für eine Recherche, die vor zwei Jahren zu einer 30-minütigen Reportage für "arte" führte und zu einer 45-minütigen Doku für den Bayerischen Rundfunk. Nun kehrt die Autorin an den Schauplatz zurück, nach über zwei Jahren Krieg in der Ukraine, Tausenden von Toten - und ohne Aussicht auf Frieden. Wie geht es den Menschen heute? Gelingt es jenen, die für ein gutes Miteinander damals kämpften, die Stellung zu halten und die Konflikte zu befrieden? Oder geht die Saat der Propaganda noch mehr auf und gewinnen die Spalter immer mehr Oberwasser? Das Filmteam trifft Denis Batschurin wieder, der aus Kasachstan stammt und einen Sportverein gegründet hat. Wie erlebt er heute die Spannungen zwischen Aussiedlern aus Russland, Kasachstan, der Ukraine? Er nimmt das Kamerateam mit zu einer russisch-ukrainischen Disco, in der - gegen alle Klischees - friedlich und ausgelassen gefeiert wird. Aber auch zu einem Boxer, der mit seiner schwangeren Frau aus der Ukraine geflüchtet ist. Seinen erwachsenen Sohn musste er an der Front zurücklassen. Und wie beurteilt Albina Baumann, die stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft, die Situation? Der Krieg und Putins Propaganda - für sie damals wie heute eine Zerreißprobe. Sie engagiert sich derzeit besonders für die Deutschen in Russland, die in Kriegszeiten faktisch nicht mehr aussiedeln können und fürchten, gegen ihren Willen eingezogen zu werden. Der Film knüpft an die Kontakte von vor zwei Jahren an, tut aber auch ganz neue Perspektiven auf: z. B. die des Berliner Autors Artur Weigandt, der ein Buch geschrieben hat, in dem es auch um das Verhältnis der jüngeren Generation zur älteren geht. Sein Vorwurf: Die Elterngeneration passe sich um jeden Preis an, das mache ihre Nachkommen für die AfD empfänglich. Sein provokanter Buchtitel "Unter Verrätern".
Sender:
BR
Sendedatum:
18.09.2024
Länge:
44 min
Aufrufe:
33

Weitere Folgen

43 min

BR Story: Endlich frei - Leben nach der Haft

18.12.2024 | BR

Gespannt haben Pavlo und Silvio ihrer Entlassung aus dem Strafvollzug entgegengefiebert. Nun sind sie endlich frei – auf Bewährung. Doch viele Hürden stellen sich ihnen in den Weg. Welche Hilfen benötigen junge Haftentlassene damit ihre Resozialisierung gelingt? Und wie können Straftäter auf ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben mit ihren Familien nach der Haft vorbereitet werden? Pavlo hat seine Haftstrafe in einem alternativen Strafvollzug verbüßt - im „Projekt Chance“ in Baden-Württemberg. Seit September 2023 ist er frei und absolviert eine Ausbildung zum Hotelfachmann - in einem Vier-Sterne-Hotel am Bodensee. Er lernt hier viel Neues, auch Autoritäten anzuerkennen und Stress auszuhalten. Doch Bürokratie und Schulden mache ihm schwer zu schaffen. Er hatte sich so sehr auf seine Entlassung gefreut. Aber dass der Neustart nach der Haft so schwer werden würde, hätte er nicht geglaubt. Er fühlt sich mit seinen Problemen oft allein gelassen. Wie wird er sich bewähren im ersten Jahr nach seiner Haft? Silvio ist bereits seit über zwei Jahren aus dem Jugendgefängnis entlassen. Er wagt in Nürnberg den Neustart - allein, zunächst ohne Wohnung, ohne Familie, ohne Arbeit. Mit den Folgen seiner früheren Drogensucht hat er zusätzlich zu kämpfen. Psychisch und körperlich ist er noch instabil, regelmäßig muss er seine Drogenabstinenz durch Tests im Labor nachweisen. Silvio will etwas leisten, mehr Geld verdienen, weg vom Jobcenter. Aber unter diesen Voraussetzungen ist es nicht leicht für ihn, ins Arbeitsleben zu finden. Wären da nicht seine Bewährungshelferin und der Arbeitskreis Resozialisierung, die ihn intensiv begleiten. Der Arbeitskreis Resozialisierung in Nürnberg betreut auch Gefangene und deren Familien. Während eines 10-tägigen Seminars werden sie von Kay Putsche und seinem Team in einem abgeschiedenen Hotel auf das Zusammenleben nach der Haft vorbereitet.

43 min

BR Story: Schafwolle · Rohstoff ohne Zukunft?

13.11.2024 | BR

Schafhalter sind frustriert: Sie haben einen nachwachsenden, regionalen Rohstoff, der als Nebenprodukt bei Landschaftspflege und Fleischerzeugung regelmäßig anfällt – doch kaum einer will ihn haben. Einst hat die Wolle ihrer Schafe ganze Regionen reich gemacht. Nun ist sie ein Draufzahlgeschäft und wird oft einfach entsorgt – auch weil in der Fast-Fashion-Modeindustrie die billigeren, erdölbasierten Synthetik-Fasern auf dem Vormarsch sind. Schäfer wie Martin Brickel aus Mittelfranken kämpfen auch damit, dass China kaum mehr europäische Wolle kauft. Zusätzlich machen es ihnen fehlende Wollverarbeitungsbetriebe, wenig einheitliche Wollqualitäten sowie die Konkurrenz aus Übersee schwer, neue Märkte zu erschließen. In Großbritannien ist der Wollpreis ebenfalls im Keller. Der Rohstoff ist im Überfluss vorhanden, doch die Wolle der heimischen Schafe ist oft sehr grob und geht deshalb meist an die Teppichindustrie. Clare Campbell empört das. Sie hat vor sieben Jahren eine kleine Weberei in den schottischen Highlands aufgebaut und möchte für ihre Schottenkaro-Stoffe mehr regionale Wolle verarbeiten. Mit den Biochemikern der Uni Edinburgh hat sie nun ein Projekt angestoßen: Kann man kratzige Wolle mithilfe natürlicher Enzyme feiner machen? Forschende der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf haben das gleiche Ziel, wählen aber einen anderen Weg. Sie untersuchen, wie wieder mehr auf Woll-Feinheit gezüchtet werden kann und setzen sich gemeinsam mit süddeutschen Schäferinnen und Schäfern dafür ein, dass Infrastruktur zurückgeholt wird. Langfristig soll so die Schafhaltung in Deutschland wieder rentabler werden. Wie sieht es mit politischer Unterstützung aus? Im Zuge des europäischen Green Deal werden eigentlich händeringend nachwachsende Rohstoffe gesucht. Gibt es also Hoffnung für die wertvolle Naturfaser?

43 min

BR Story: Der Wildfluss Neretva: Ein Naturparadies in Gefahr

30.10.2024 | BR

Sie zählt zu den letzten Wildflüssen Europas: die Neretva in Bosnien-Herzegowina. Zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten, die nirgendwo sonst vorkommen, haben hier ihren Lebensraum. Doch das wertvolle Naturparadies ist bedroht. Der Bau von Wasserkraftwerken gefährdet den Fluss und seine Umgebung massiv. Politiker und Investoren treiben den Bau von Staudämmen an der Neretva voran. Für sie sind Wasserkraftwerke eine Möglichkeit, Energie zu erzeugen und gleichzeitig Geld zu verdienen. Doch Anwohner und Umweltschützer schlagen Alarm. Sie befürchten, dass diese Eingriffe die Natur unwiederbringlich verändern und das fragile Ökosystem der Neretva für immer zerstören. Boban Škrtar, der in dem Dorf Ulog in der Nähe des geplanten Staudamms lebt, sieht die Folgen schon jetzt: "Alles hier war ein Wald", sagt der Fischer. "Er wurde wegen des Damms abgeholzt und man sieht, dass jetzt alles zerstört ist. Früher gab es dort eine Badestelle und einen Zeltplatz, alles ist jetzt für immer weg." Auch der österreichische Ökologe Kurt Pinter ist besorgt. In den unberührten Abschnitten der Neretva sucht er nach der Weichmaulforelle, einer Fischart, die nur noch hier lebt. Mit dem Nachweis des Fisches will er dazu beitragen, dass der Flussabschnitt zum Nationalpark erklärt wird. "Wenn der Staudamm allerdings seinen Betrieb aufnimmt", warnt Pinter, "wird der Strom des Flusses stark beeinträchtigt". Die Folge: das Aussterben der gesamten Fischart. Wo heute "Europas blaues Herz" fließt, wie die Neretva genannt wird, wäre dann "nur noch Wüste", befürchtet der Wissenschaftler.

43 min

BR Story: Medizintourismus · Ins Ausland für die OP?

10.10.2024 | BR

Immer mehr Menschen reisen für medizinische Eingriffe ins Ausland, oft um Geld zu sparen. Doch die Distanz zum Arzt kann im Nachhinein teuer werden… Ungarn gilt als Zahn-Mekka. Viele Deutsche reisen nach Budapest, um ihrem Gebiss eine Komplettsanierung zu verpassen. Vor allem günstigere Preise für Implantate und Kronen locken die Medizintouristen. Nach Deutschland hingegen kommen für OPs auch Menschen aus dem ferneren Ausland - vor allem gut situierte arabisch- und russischsprachige Menschen vertrauen auf "Made in Germany". Der aserbaidschanische Spitzenfußballer Anatolii möchte seinen doppelten Leistenbruch bestmöglich behandelt wissen und reist für seine OP nach München. Medizintouristen wie er sind profitabel für deutsche Kliniken. Einige haben deshalb extra eingerichtete International Offices. Denn ausländische Patienten können privat abgerechnet werden. Häufig zahlen die Botschaften arabischer Staaten für die Behandlung oder, wie bei Anatolii, der Fußballclub. Sie sind aber nicht nur für Kliniken ein lukratives Zubrot, sondern auch für den lokalen Handel, die Hotellerie, Dolmetscher, Fahrdienste oder Vermittlungsagenturen. Auch Janine aus Sachsen lässt Geld im Medizintourismus: Sie hat für ihren Zahnersatz aus Ungarn bereits Kredite aufgenommen. In Deutschland hätte sie sich die Behandlung nicht leisten können. Janine verspricht sich einen neuen Lebensabschnitt, in dem sie sorglos essen und lachen kann. Mit nur noch 12 eigenen Zähnen im Mund reist sie nach Budapest und rüstet ihr Lächeln auf - wie das am Ende aussehen wird, weiß sie noch nicht. Doch wenn zwischen Patienten und Arzt Ländergrenzen liegen, kann es im Nachgang teuer und die Rechtslage kompliziert werden. Rita aus der Schweiz opfert nach ihrem Rundum-Implantat-Paket in Budapest jahrelang fast alle Urlaubstage und reist auf eigene Kosten über 20 weitere Male zur Nachkontrolle nach Ungarn. Seit der Pandemie geht sie notgedrungen in Deutschland zum Zahnarzt, was immer noch günstiger als in der Schweiz ist. Doch dort erfährt sie: Für ihre Zahnimplantate wird sie erneut tief in die Tasche greifen müssen.

44 min

BR Story: Goldrausch im All · Das Geschäft mit der Raumfahrt

26.06.2024 | BR

Um auch in Österreich das Thema Raumfahrt voranzubringen, hat der Astrophysiker Gernot Grömer das Österreichische Weltraumforum (ÖWF) gegründet. Grömer sieht sich als "Schiffsbauer", der daran arbeitet, dass die Reise zum Mars in 20 bis 30 Jahren möglich wird. Dafür führt er Analog-Missionen durch, bei denen sogenannte Analog-Astronauten auf der Erde Erkenntnisse für die Reise zum roten Planeten sammeln. AMADEE-24 heißt die diesjährige Mission, die in Kooperation mit der armenischen Weltraumagentur in der Region Ararat stattfindet, eine Umgebung mit einerseits marsähnlicher Geologie und andererseits strukturellen Problemen. Der Film begleitet die Mission durch Höhen und Tiefen. Das ÖWF und seine vielen Freiwilligen üben aber nicht nur für die Besiedlung des Mars. Unter der Leitung von Gernot Grömer wird auch an einem Nano-Satelliten gearbeitet, der nach Weltraumschrott sucht. Denn der Weltraum mag unendliche Weiten haben. Die nahen Erdumlaufbahnen gleichen mittlerweile eher einer großen Müllhalde. "Europa muss einen eigenen Schlüssel zum Weltraum behalten" und das Geschäft mit dem All nicht China und den USA überlassen. Das ist das große Ziel des Augsburger Raketeningenieurs Stefan Brieschenk. 2018 gründete er die Rocket Factory Augsburg. Mit Hochdruck wird hier und im äußersten Norden Schwedens an einer Rakete gearbeitet, die bald von Europa aus Satelliten ins Weltall bringen soll - und zwar unschlagbar preiswert. Dazu nutzt die Rocket Factory unter anderem Fertigteile aus anderen Industrie-Branchen, wie z. B. Tanks aus dem Brauereiwesen. Der Erfolgsdruck ist enorm, denn alles ist quasi "auf Kante genäht". Kein Wunder, wenn nicht bei jedem der Raketen-Tests auf Anhieb alles glatt läuft. Ein Film, der Chancen und Risiken des "New Space" beleuchtet.