vom 07.03.2023
07.03.2023 | arte
Wir alle haben es schon gehört: „sie hat mir hinter meinem Rücken ein Kind gemacht!“ oder „ich wusste nichts davon“. Eine solche Behauptung muss Mann sich erstmal trauen, wenn man bedenkt, dass in den meisten heterosexuellen Paaren die Frau den Großteil der Verantwortung für die Verhütung übernimmt und dass die allermeisten Frauen alleine abtreiben, ohne ihren Partner.
2011 fand in Toronto der erste „Slutwalk“ statt, ein Protestmarsch selbsternannter „Schlampen“, die zum Teil halbnackt gegen die Vergewaltigungskultur protestierten. Seitdem wurde französischen Schülerinnen und Schülern das Tragen von Shorts oder bauchfreien Oberteilen verboten. Eine Lösung des Kleidungsproblems scheint noch nicht in Sicht.
Uns wurde so sehr eingeschärft, unsere Wünsche wären unser Geheimnis, dass wir vergessen haben, dass einige nicht ganz so geheim sind. Diese Daten werden früher oder später verkauft und beeinflussen ganz unerwartet unser Leben. Unsere Suchbegriffe, auch Tags genannt, sind sehr aufschlussreich: Sie enthüllen Tabus und gesellschaftliche Machtverhältnisse.
Es ist allgemein anerkannt, dass klassischer heterosexueller Sex mit einer Erektion beginnt und mit einer Ejakulation endet. Der Koitus bleibt der zentrale Akt, um den sich sämtliche Darstellungen drehen. Allerdings geben 70% der heterosexuellen Frauen an, durch Penetration keinen Orgasmus zu bekommen, wohingegen 90% der Männer so einen Höhepunkt erleben: Der „Orgasm Gap“.
Frauen haben ein 27mal höheres Risiko als Männer, im Internet gemobbt zu werden. Häufig wird den sozialen Netzwerken die Schuld dafür gegeben, die allerdings nur bereits bestehende Mechanismen verstärken. Durch die Anonymität im Netz bleiben jedoch möglicherweise mehr Vorfälle ungestraft. Das Ziel solcher Angriffe ist klar: Frauen aus der Öffentlichkeit zu drängen, im Internet genau wie auf der Straße.
Wir leben in einer stark erotisierten Gesellschaft. Wo man auch hinschaut, überall wird mehr oder minder subtil auf Sex angespielt. Ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Bevölkerung fühlt sich hiervon jedoch nicht betroffen. Hyposexuelle, Asexuelle, aus Überzeugung abstinent lebende Männer und Frauen verweigern sich der Verpflichtung zum Sex.
In den letzten Jahren wurde in den sozialen Netzwerken immer stärker über sogenanntes Catcalling diskutiert und einige Männer scheinen zu fürchten, nie wieder „flirten“ zu können. Sie denunzieren einen „neopuritanischen Feminismus“ oder fordern eine „Rückkehr zur Moral“. Dabei sind die Ansprüche an die Herren ziemlich leicht zu erfüllen.
#MeToo hat uns dazu gebracht, die Wichtigkeit von einvernehmlichen Sex – auch innerhalb einer Beziehung – neu zu bewerten. Die Ehe verpflichtet Paare zwar zu einer Lebensgemeinschaft, die häufig vorschnell als Bettgemeinschaft gesehen wird. Und in Frankreich, wo das Schuldprinzip noch eine Rolle spielt, kann fehlender ehelicher Beischlaf auch heute noch als Scheidungsgrund angeführt werden.
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