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Machtpoker um Mitteldeutschland: (3/3) - Die Zeit der Strategen

vom 25.03.2025

Machtpoker um Mitteldeutschland: (3/3) - Die Zeit der StrategenHier klicken um das Video abzuspielen
"Machtpoker um Mitteldeutschland" von Katja Herr erzählt in drei Teilen von der Gründung und Neu-Orientierung der neuen Bundesländer in der Zeit von 1990-1994. Wie wurden aus den 14 Bezirken und 217 Kreisen der DDR fünf neue Länder? Wer bestimmte über Grenzen? Zuordnungen? Identitäten? Was hätte unter ökonomischen Gesichtspunkten Sinn gemacht - und welche Auswirkungen haben die Grenzziehungen bis heute für die Entwicklung von Ostdeutschland gehabt? Erzählt wird ein bisher unbeleuchtetes Kapitel deutscher Nachwendegeschichte. Tiefgründig recherchiert, mit unveröffentlichten Archivdokumenten, dabei unterhaltsam und charmant erzählt durch Zeitzeugen und die wichtigsten politischen Akteure. Es sind Geschichten von Zockern und Bluffern, von Alleingängern und Teamplayern, von prägenden Weichenstellungen aus den ersten Jahren der neuen Demokratie, als sich Länder-Identitäten und der Begriff der Heimat neu definierten zu Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Bernhard Vogel, MP Thüringen 1992-2003, CDU: "Mich beeindruckt, wie viele ohne jede Vorbereitung von heute auf morgen zu Landräten, und auch von heute auf morgen zu Ministern geworden waren. Die Hochachtung vor denen, die konnten, was sie nicht lernen durften vorher, ist viel größer als die Tatsache, dass einige überfordert waren und es nicht geschafft haben." In Teil drei der Dokumentation "Machtpoker um Mitteldeutschland - Die Zeit der Strategen" tauchen wir ein in die Jahre von 1991 bis 1994. Es sind Jahre, in denen tiefgreifende strukturelle und gesellschaftliche Umbrüche für viel Frust, Wut und Verlustgefühle sorgen. Jahre, in denen die Menschen in allen drei Ländern versuchen, unter sehr schwierigen Bedingungen einen Alltag zu bewerkstelligen. Die Deutsche Einheit ist zwar vollzogen, doch die versprochenen blühenden Landschaften gibt es Mitte 1991 nirgendwo. Es ist klar, es wird dauern. Viele Jahre, vielleicht Jahrzehnte. Prägend sind in diesen Jahren die Erfahrung von Arbeitslosigkeit, nervenaufreibender Vergangenheitsbewältigung und gefühltem Stillstand. Aber auch - gerade in der Provinz - von Aufbruch und Hoffnung. In Pausa im Vogtland schaffen die Bürger in einer Art Schildbürgerstreich endlich Fakten - und kommen nach Jahren des Ausharrens zu "ihrem" Stammland Sachsen. Das lange Warten hat ein Ende, der Investitionsstau löst sich und setzt frische Energie frei. Deutlich setzen sich Sachsen und Thüringen bereits in diesen frühen Jahren von der Entwicklung in Sachsen-Anhalt ab. Während in Magdeburg eine Regierungskrise die nächste jagt, steuert "König Kurt" in Dresden unbeirrt und ziemlich erfolgreich die Geschicke seines Landes Sachsen. Er und der Westimport Bernhard Vogel in Thüringen nutzen ihre zweite Chance im Osten und wachsen zu echten Landesvätern heran. Doch auch die Polit-Routiniers können nicht verhindern, dass es in ihren Ländern durch den Hungerstreik in Bischofferode und die Ausschreitungen gegenüber Flüchtlingen in Hoyerswerda zu extremen gesellschaftspolitischen Unruhen
Sender:
mdr
Sendedatum:
25.03.2025
Länge:
44 min
Aufrufe:
0

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44 min

Machtpoker um Mitteldeutschland: (2/3) - Das Jahr der Zocker

18.03.2025 | mdr

"Machtpoker um Mitteldeutschland" von Katja Herr erzählt in drei Teilen von der Gründung und Neu-Orientierung der neuen Bundesländer in der Zeit von 1990-1994. Wie wurden aus den 14 Bezirken und 217 Kreisen der DDR fünf neue Länder? Wer bestimmte über Grenzen? Zuordnungen? Identitäten? Was hätte unter ökonomischen Gesichtspunkten Sinn gemacht - und welche Auswirkungen haben die Grenzziehungen bis heute für die Entwicklung von Ostdeutschland gehabt? Erzählt wird ein bisher unbeleuchtetes Kapitel deutscher Nachwendegeschichte. Tiefgründig recherchiert, mit bisher unveröffentlichten Archivdokumenten, dabei unterhaltsam und charmant erzählt durch die wichtigsten politischen Akteure und Zeitzeugen. Es sind Geschichten von Zockern und Bluffern, von Alleingängern und Teamplayern, von prägenden Weichenstellungen aus den ersten Jahren der neuen Demokratie, als sich Länder-Identitäten und der Begriff der Heimat neu definierten zu Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Christine Lieberknecht, CDU, ehemalige Ministerpräsidentin Thüringen "Die Prognosen waren ja damals: diese Laienspielertruppe, das hält nicht bis Weihnachten - und das war im November. Und da hab ich gedacht, den Ausflug kann man ja mal machen." Im zweiten Teil der Dokumentation "Machtpoker um Mitteldeutschland" haben sich die Länder neu formiert. Es ist Herbst im Jahr 1990 - und das Spiel um Macht und Einfluss ist in vollem Gang. Es ist das Jahr der Zocker - die Zeit der großen Träume und Möglichkeiten. Während mancherorts noch über Landeshauptstädte sinniert oder auch gestritten wird, nutzen in abgelegenen Landstrichen die Kommunalpolitiker die Gunst der Stunde, um gewitzt und unorthodox erste Fördertöpfe ausfindig zu machen und auszuschöpfen. Gerd Gies, Josef Duchac und Kurt Biedenkopf sind die ersten Ministerpräsidenten der neuen Länder - mit sehr unterschiedlichen Startvoraussetzungen. Stasi-Vorwürfe kommen ans Licht und werfen wichtige politische Entscheider und Entscheidungen aus der Bahn. Gerd Gies, erster Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, tritt nach nur neun Monaten zurück. Christoph Bergner, CDU Sachsen-Anhalt: "Herr Gies ist darüber gefallen, dass Stasi-Überprüfungen auf sein Geheiß hin in einer Weise durchgeführt wurden, dass man das Gefühl haben musste, hier sollen Plätze frei geschossen werden. Und das begann beim Ministerpräsidenten." Eine besondere Anekdote bietet Pausa, das Städtchen im Vogtland, das über Nacht zu Thüringen gehört - und alles, wirklich alles dransetzt, zurück nach Sachsen zu kommen. Auch die Entwicklungen in Jessen, Wittichenau, Heiligenstadt und Altenburg werden weitererzählt und erfahren ganz unterschiedliche Wendungen zwischen Euphorie und Verzweiflung, Kalkül und Naivität.

44 min

Machtpoker um Mitteldeutschland: (1/3) - Die Stunde der Polit-Amateure

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Die Dokumentation erzählt von Zockern und Bluffern, von Alleingängern und Teamplayern, vom Ringen und Taktieren bei der Bildung der Neuen Länder, als sich Länder-Identitäten und der Begriff der Heimat neu definierten. Erzählt wird ein bisher unbeleuchtetes Kapitel deutscher Nachwendegeschichte. Tiefgründig recherchiert, mit vielen bisher unveröffentlichten Archivdokumenten, dabei unterhaltsam und charmant mit den wichtigsten politischen Akteuren und neuen Zeitzeugen. Es sind Geschichten von prägenden Weichenstellungen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aus den ersten Jahren der neuen Demokratie. Manfred Preiss, Länderminister der Regierung de Maizière: "Ich war gegen die fünf! Drei Länder wollte ich … nur. Ich wusste ja, dass wir pleite waren." "Die Stunde der Polit-Amateure" erzählt in Teil 1 von den ersten entscheidenden Weichenstellungen der neuen politischen Führung. Ohne neue Länder hätte es verwaltungsrechtlich keine Einheit gegeben, es lag also enormer Druck auf dieser Frage - wenn auch lange unbemerkt von der Bevölkerung. Wir verfolgen den schnörkelreichen und teils atemberaubenden Weg der Volkskammerpolitik bis zur Einheit. Den Weg, den politische Laien gestalten konnten und mussten und für den manchmal auch ein Crashkurs in Verwaltungsrecht ausreichte, um entscheidende Weichen zu stellen. Wir reisen nach Jessen - dem Kreis zwischen Schwarzer Elster und Elbe, der sich als einziger für das Land Sachsen-Anhalt entscheidet, und nach Wittichenau, einer Kleinstadt im Bezirk Cottbus, die zu Sachsen kommt. Dort bespielen die Narren des Karnevalsvereins das politische Parkett und besetzen die meisten neuen Posten. Petra Kockert wird ad hoc stellvertretende Landrätin. Petra Kockert: "Alles was ich kannte, konnte ich schön vergessen. Ich musste mich hinsetzen und lernen. - Da habe ich das erste Mal das Grundgesetz gelesen und dann die Gemeindeordnung". Und wir kommen ins thüringische Altenburg. Die Stadt, in der manche noch heute damit hadern, nicht zu Sachsen zu gehören, weil der Kreistagsbeschluss anders entschied, als die Bürgerbefragung, die keine bindende Wirkung entfaltete - schmerzhafte Blessuren auf dem Weg in die Demokratie.