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Schätze der Welt: Las Médulas (Spanien) · Zerstörung als Schöpfung14 min

Schätze der Welt: Las Médulas (Spanien) · Zerstörung als Schöpfung

30.03.2025 | ARD-alpha

Der erste, faszinierende Eindruck: Die Farbe Rot. Seltsam geformte, rotleuchtende Bergspitzen stechen in den blauen Himmel Nordwest Spaniens. Eine bizarre Formenwelt ragt aus der gebirgigen Landschaft Kastilien-Leons: Las Médulas, ein Naturschatz als Welterbe der UNESCO. Ein seltsames Naturphänomen, denkt der ahnungslose Besucher, doch er steht vor einem Kunstwerk von Menschenhand, eigentlich einem Werk der Zerstörung. Nicht natürliche Erosion hat die merkwürdigen Kegel und Spitzen aus einem Gemenge von roter Erde, Steinen und Fels geschaffen, sondern menschlicher Erfindungsreichtum. High Tech vor zweitausend Jahren. Ruina Montium nannten die Römer die Bergbautechnik, mit der sie Berge in der eroberten Provinz Terraconensis durch Wasserkraft sprengten, um an die goldhaltigen Schichten zu gelangen. Wie mit Maulwurfsgängen wurde die Erde durchhöhlt. Asturier im Dienst des Imperium Romanum gruben Tunnel und Schächte, in die zerstörerischen Wassermassen geleitet wurden. Ob der Geschichtsschreiber Plinius übertrieb, als er notierte: Was in Las Médulas geschieht, übersteigt das Werk von Giganten. In die Berge werden Gänge und Stollen gegraben...monatelang sehen die Bergleute keine Sonne und viele von ihnen sterben in den Tunneln? Jedenfalls geschah dies Gigantenwerk, um den Bedarf und die Gier der römischen Herren nach dem Edelmetall, aus dem sie ihre Münzen prägten, und Schmuck fertigen ließen, zu sättigen. Was wir heute sehen, blieb stehen, wenn der Druck der Wassermassen die Berge nicht vollständig zerreißen konnte, und es wirkt oft wie ein abstraktes Kunstwerk. Doch es ist ein zugängliches Kunstwerk mit Wanderwegen. Wer durch die Schluchten, in denen die knorrigen Stämme der zahlreichen Esskastanien ebenfalls wie Kunstwerke erscheinen, den Windungen der Pfade folgt, bei dem erwacht Abenteuerlust. Die gleiche kindliche Neugier, die ein Mädchen und zwei Jungen beseelt, denen die Kamera des SWR auf ihrer Entdeckungsreise in die geheimnisvollen Höhlen und unheimlichen Gänge unauffällig folgt. Und wer noch Atem hat, um die steilen Wege zur Aussichtsplattform Mirador zu bewältigen, den erwartet bei Morgengrauen ein überwältigender Eindruck, wenn das erste Licht die Bergspitzen trifft, und wie die ungeschliffenen Perlen einer rotglühenden Korallenkette leuchten lässt.

Schätze der Welt: Chaux-de-Fonds und Le Locle (Schweiz) · Städte der Zeit14 min

Schätze der Welt: Chaux-de-Fonds und Le Locle (Schweiz) · Städte der Zeit

16.02.2025 | ARD-alpha

Auf den Höhenzügen des Schweizer Juras, 1000 Meter über dem Meer: Städte der Zeit - La Chaux de Fonds und Le Locle, die Wiege der Schweizer Uhrenindustrie. Über Jahrhunderte wurde ihre Entwicklung bestimmt durch die Bedürfnisse des Uhrmacherhandwerks und der industriellen Produktion von Uhren. Dies zeigt sich bis heute in ihrer urbanen Gestalt. So reihen sich in La Chaux de Fonds - der größeren der beiden Uhrenstädte in langen, geraden Straßen Gebäudeeinheiten an den Flanken des Tals. Immer nach dem gleichen Prinzip strukturiert: Straße, Gebäude, Garten, alles wurde konsequent ausgerichtet nach dem Licht. Denn ausreichendes Tageslicht war unverzichtbar für das Uhrmacher-Metier. Ein Ort sozialer Gerechtigkeit und Harmonie sollte es sein.Vor allem im 19. Jahrhundert entstand ein urbanes Kleinod, eine menschliche Arbeiterstadt. Zeugnisse sind prächtige Häuser mit schönen Treppenhäusern und großräumigen, hellen Wohnungen. Hier lebten einst die Uhrmacher mit ihren Familien. Eine proletarische Aristokratie, offen für die neuen Ideen der Zeit. Wohnen und Arbeiten unter einem Dach. Im Erdgeschoss wie auch über den Arbeiterwohnungen befanden sich die Werkstätten. Bis in alle Ecken der Stadt waren die Uhrenateliers zerstreut. Dort wurden die Hunderte an Einzelteilen hergestellt, die man für den Bau eines Zeitmessers braucht. La Chaux de Fonds sei eine "einzige Uhrenwerkstatt, berichtete Karl Marx, die Stadt eine gewaltige Manufaktur, eine große Fabrik. Aus Kunsthandwerk wurde Industrie. Ein Strom von Zuwanderern aus der deutschen Schweiz, dem Tessin, Frankreich, Italien und Deutschland suchte im Jura sein Glück. La Chaux de Fonds bewältigte einen beeindruckenden demographischen Zuwachs. Spitzenqualität statt MasseBis 1900 hatte sich das ehemalige Jura-Dorf zu einer Stadt mit 40.000 Einwohnern entwickelt - ein Ort mit moderner Infrastruktur und ungeheurer Produktivität. Mehr als die Hälfte der weltweiten Uhrenproduktion wurde damals alleine in La Chaux de Fonds hergestellt. Es entstanden Industriegebäude mit angebauten Fabrikantenvillen. Auch diese systematisch dem Licht zugewandt. Breite Fensterfronten für optimalen Lichteinfall strukturieren die Fassaden. Werkbänke reihen sich perfekt beleuchtet entlang der Fenster. Licht wie rationelles Kommen und Gehen in den Fabriken wurden zu wesentlichen Produktionsfaktoren. Später bauten die Fabrikanten ihre Villen nicht mehr direkt an die Fabrik, aber in unmittelbarer Nachbarschaft. Darunter architektonische Juwelen wie die Villa Turque, 1916 entworfen von einem jungen Architekten aus La Chaux de Fonds, der später als Le Corbusier weltberühmt werden sollte.